Rassetypische Hufprobleme?!

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SilentDee
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Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von SilentDee » Fr 9. Sep 2011, 12:28

Hallo in die Runde!

Aus aktuellem Anlaß heraus möchte ich mal über rassetypische Hufprobleme sprechen. Welche kennt Ihr? Und sind sie wirklich rassetypisch? Zuchtbedingt? Oder sind sie doch handgemacht vom "Hufprofi"?

Ich kenne folgende "rassetypischen Hufprobleme"
  • - Quarter Horses "haben meist Hufrolle"
    An sich schon falsch ausgedrückt, dieser typische Spruch, eine Hufrolle haben ja eh alle Pferde, wobei es sich dabei ja nur um eine Region im Huf handelt, die sich aus mehreren anatomischen Komponenten zusammensetzt... Eine sogenannte Hufrollenproblematik wird häufig Pferden zugeschrieben, die einen Röntgenbefund im Strahlbein haben. Quarter Horses haben diesen häufig. Warum? Weil sie wirklich zuchtbedingt sehr kleine Hufe haben, und in manchen Zuchtlinien ist es sehr massiv und schwer ausgeprägt, aber auch Pferde ohne diesen Röntgenbefund haben oft Strahlbeinlahmheit, zeigen Zehenfußung, gehen damit lahm usw. Oft haben sie Trachtenzwang, unterentwickelte Strähle, faulige Strähle, verpilzte Hufe, zu lange Zehe usw. beseitigt man diese hausgemachten krankhaften zustände, gehen viele Pferde mit Röntgenbefund schmerzfrei und locker mit physiologischer Fußung. Der zu kleine Huf begünstigt natürlich Probleme in dem Bereich, gerade deswegen ist die Gesunderhaltung des Hufes noch existentieller, denn das massive Gewicht muss auch getragen werden können. Mein Quarter wiegt 575 kg bei 1,52 m Stockmaß, hatte Hufeisengröße Null. Ponyhufeisen, sagte der Schmied, die er unter ein Pferd nagelt! Der Trachtenzwang, der unterentwickelte Strahl (natürlich Stoffwechselprobleme!), die mangelnde Sohlenwöblung, die dünnen Wände usw. seien rassebedingt! :shock: Heute hat er seine Rasse nicht geändert, hat immer noch einen Strahlbeinbefund im Röntgenbild, geht aber mit dicker, gewölbter Sohle, riesigem, breiten gesunden Strahl ohne Trachtenzwang mit dicken harten Hornwänden barhuf über jeden Boden!
    - Vollblüter haben "Plattfüße"
    Hmm, habe schon Vollblüter mit einem steilen Huf und einem Plattfuß gesehen... War das dann ein Halbblut? ;)
    Haben alle Vollblüter denn dann rassebedingt Lederhautentzündung? mein neuester Kunde ist so ein Rennbahnvollblüter, hat wirklich Plattfüße und Lederhautentzündung, an Eisen ist nicht mehr zu denken. Aber ist das rassebedingt? Das angeblich wenige Hornwachstum hat dazu geführt, dass die Trachten liegend bis nach vorne reichen, die Zehe liegt natürlich auch, die gesamte Hornkapsel ist kollabiert, da kann nichts mehr tragen, außer die Sohle, die von innen vom abgesunkenen Hufbein gequetscht wird. Der huf zeigt deutlich, dass er gerne eine gesunde Anbindung in der Lamellenschicht hätte, oben wächst er gerade heraus, hebelt dann aber nach vorne weg! Es ist so traurig, dass dieses süße Pferd solche Schmerzen erleiden muss. Rassetypisch? hab ein Vollblut von der rennbahn mit Trachtenzwang und Hufrollesymptomen... Liegt es daran, dass das eine Vollblut Galopper und das andere V. Traber ist? Nein, es liegt definitif an der Hufbearbeitung!
    - Riesenesel (in Deutschland) haben sich auflösende Hufbeinspitzen - ja, das ist ein Produkt von Zucht, falscher Haltung und zu wenig Bewegung auf falschem Boden (viel zu weich), und Hufbearbeitung - oft steile, faulige Hufe, oft Bockhufe, sehr häufig auch Kronrandzwanghufe im Fohlenalter häufig bis ins hohe Alter... Da muss sich die Hufbeinspitze ja auflösen, was soll sie sonst machen? Der Huf versucht, sich anzupassen... *grummel*
Was kennt Ihr für rassebedingte Hufprobleme?

Welche habt ihr womit kuriert?

Welche sind echt?

Liebe und nachdenkliche Grüße

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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von Lesley » Fr 9. Sep 2011, 12:47

Was mir bei kleineren Ponys oft auffällt, dass sie oft stark bockhufig dastehen.

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Das sind alles verschiedene Ponys. Hufe sehen sich aber ziemlich ähnlich. Größe zwischen ca. 1,00 m und 1,30m.
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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von FraukeBF » Fr 9. Sep 2011, 13:45

Die meisten Probleme entstehen m.E. aus falscher Hufbearbeitung und/bzw zu frühem und womöglich noch unkorrektem Beschlag.

Es gibt aber rassetypisch bewegungsbedingte und zuchtbedingte Probleme behaupte ich.

So laufen sich viele Traber die Hh ungleich ab, weil sie so breit "schaufeln".

Paso Peruanos laufen sich die Vh ungleichmäßig ab durch den sogenannten Termino, eine leicht von aussen nach innen drehende Bewegung aus der Schulter heraus, nicht zu verwechseln mit dem Bügeln beim WB. Dadurch läuft sich das äussere, vordere Hufquarter stärker ab und innen bildet sich eine Schiefe, die man aber mit regelmäßiger Bearbeitung gut im Griff hat.

Kleine Hufe sind meist auch härter und stärker als breite Tellerhufe, somit (vorausgesetzt es sind keine Zwanghufe) genauso leistungsfähig. Einschränkungen gibt es aber auf schlechten, steinigen Böden, da die kleine,steile Hufkapsel sich nicht so verformen kann. Da geht deutlich mehr Last auf die Gelenke aus meiner Erfahrung.
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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von SilentDee » Fr 9. Sep 2011, 14:37

Die Ponyhufe, die Du da hochgeladen hast (wie genau macht man das, stelle mich da immer erst mal blöde an, hätte gern den Vollbluthuf eingestellt....), sind eindeutig sehr lang in den Trachten und auch insgesamt.

Häufig ist da zweierlei Problem. Viele Ponys werden leider als Maskottchen, Liebhaberobjekt, Rasenmäher o.ä. gekauft und dürfen natürlich auch keine großen Kosten verursachen. Häufig sind daher, solange Pony laufen kann, viel zu wenig Hufbearbeitungen angesagt. Und wenn, dann möglichst billig.
Gerade kleine Hufe haben mehr Stabilität, weil alles eben kleierer Radius ist, und verzeihen häufig viel.
Ich habe z.B. ein chronisches Rehepony mit 25-30°Rotation im kudnenstamm, da waren die Hufe 2-3 Mal so lang, wie es normal gewesen wäre. Jetzt läuft es wieder, freiwillig galoppiert es durch den Paddock... Es wurde immer falsch bearbeitet von einem anscheinend unwissenden Hufschmied, der wahrscheinlich ein ganz toller Metallhandwerker ist, aber keine guten Hufkenntnisse hat. :( Außerdem hält sich die Meinung, Hufe dürfen nicht zu kurz werden, hartneckig. Meinem wird immer von TA und Schmieden gesagt: Boah, kann der noch laufen, so kurz wie die Hufe sind? Und ich antworte dann: Stundenlang ohne Schutz durch's Gelände, jeden Boden ohne Probleme! - wird immer erst geglaubt, wenn ich es beweise! :D Alles eine Frage der Hufbeinhöhe und Stellung und vor allem einer intakten Lamellenschicht!

ich glaube auch, dass es durch Züchtungen Hufprobleme gibt! der Termino ist eines davon, aber man kann es durch hufgerechte Haltung und sinnvolle Bearbeitung alles in den Griff kriegen! So dass es kein Problem gibt in Zukunft. Meist hapert es aber an der hufgerechten Haltung. Die meisten Fohlen (jeder Rasse) stehen doch zu weich und haben, wenn überhaupt, nur Bewegung auf Wiesen.

Ich habe ein Fohlen im Kundenkreis, das wird auf die Ausritte als Beipferd mitgenommen, über Schotter und Asphalt, DAS hat super Hufe und wird wohl sein Leben lang echte Leistungshufe haben!!!

Mir fallen noch die Herzförmigen Hufe der schweren Kaltblüter ein! Meist viel zu lange Trachten... Irgendwann gibt es dann einen Riss an der Seitenwand!

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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von Lesley » Fr 9. Sep 2011, 14:53

Das sind Ponys einer Reitschule. Die Besitzer sind echt bemüht, aber der Schmied damals war echt ein Graus. :shock:
Der jetzige ist auch nicht besser. :?

Ich brauch da nichts sagen, ich hätte ja keine Ahnung, bin ja kein Hufschmied. :roll:
Diese Obrigkeitshörigkeit ist hier leider gang und gebe.

@SilentDee: Am besten, du lädst die Fotos bei einem kostenlosen Bilderhoster hoch und verlinkst sie dann hier. ;)
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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von greenorest » Mo 12. Sep 2011, 21:43

Hallo,

zu den kleinen Ponys: Wie bei den größeren Pferden gibt es auch bei denen die verschiedesten Hufstellungen, auch ausgesprochen flache Hufe z.B. Vom Gebäude her haben aber Shettys tendentiell steile Schultern mit entsprechend steileren Hufen als z.B. ein typisches WB. "Leider" sind Shettyhufe so extrem stabil im Verhältnis zum Gewicht, dass die bei Vernachlässigung ewig lang wachsen und nicht oder selten ausbrechen.

Ansonsten: Ich habe den begründeten Verdacht, dass die "extrem schlechten" Hufe von englischen Vollblütern und Quartern davon kommen, dass diese Rassen verbreitet ab 2-jährig permanent beschlagen werden, häufig auch noch ganz besonders schlecht (Rennbahn - z.B. absichtlich lange Zehen züchten). Bei den Blütern kommt ja in der Regel der "Ausschuss" in Freizeitreiterhände, z.B. viele Pferde die platt sind weil die Hufe dann völlig hinüber sind. Viele Quarter haben allerdings tatsächlich ein extrem nachteiliges Gebäude.

Bei KB ist meiner Erfahrung nach das Problem, dass die Wände das Gewicht nicht tragen können, wenn sie länger als die Sohle wachsen. Daher "fallen" dauerhaft beschlagene KB- Hufe auch so gerne total auseinander, mit völlig verbogenen Wänden, massiven Rissen usw. Richtig bearbeitet haben KB tolle Hufe.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von Lesley » Di 13. Sep 2011, 07:32

greenorest hat geschrieben:"Leider" sind Shettyhufe so extrem stabil im Verhältnis zum Gewicht, dass die bei Vernachlässigung ewig lang wachsen und nicht oder selten ausbrechen.
Ja, das mag stimmen. Die laufen dann wie auf Stelzen herum, aber solange nichts ausbricht, ist ja alles ok. :roll:
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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von skywalker » Di 13. Sep 2011, 09:47

greenorest hat geschrieben:Rennbahn - z.B. absichtlich lange Zehen züchten
Kann zum eigentlichen Thema nichts beitragen, aber hier hab ich einen Knoten im Hirn... ist eine lange Zehe nicht kontraproduktiv? Ich dachte immer mit zu langer Zehe wird das Abfußen eher verzögert,... für eine Rennkarriere ist man aber doch daran interessiert , dass der Huf möglichst schnell vom Boden wegkommt? Was ist da der Hintergrund? :?:

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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von Lesley » Di 13. Sep 2011, 10:02

Die Frage habe ich mir beim Lesen auch gestellt... :?:
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Re: Rassetypische Hufprobleme?!

Beitrag von Nick » Di 13. Sep 2011, 12:14

Naja, ist eher nicht die (angeblich angzüchtete) lange Zehe, sondern die damit einhergehende flache Trachte: flache Trachten ermöglichen ein weiteres Vorgreifen der Vorderhand. Die nicht korrekt gekürzte Zehe ist der zugehörige Kollateralschaden

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