Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

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greenorest
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Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von greenorest » Sa 23. Apr 2016, 20:26

Hallo,

eine Quarterstute, deren Hufe ich bearbeite, zeigte bei der letzten Bearbeitung folgendes Problem: Nach dem Bearbeiten eines Hinterhufs (Sohle) wollte die Stute das Bein zunächst gar nicht mehr aufsetzen, lief dann beim Vorlaufen "3-beinig" lahm im Schritt (wie ein Pferd mit einem sehr schmerzhaften Hufgeschwür), die Lahmheit besserte sich aber sichtbar bereits auf den ca. 10 m Vorführweg. Als ca. 15 min später alle Hufe fertig bearbeitet waren, lief die Stute wieder lahmfrei.

Pferd ist ca. 15 Jahre alt, Freizeitpferd mit geringer Beanspruchung, könnte vielleicht Spat haben (Gangbild/Verhalten beim Hufegeben- keine Diagnose durch TA). Das betroffene Bein gab die Stute eher schlecht, ich habe beim Aufhalten schon etwas "gegengehalten", aber nicht gewaltsam (könnte ich körperlich auch gar nicht, w, 60 kg). Die Hufe sind übrigens ziemlich unspektakulär, die Bearbeitung war eine regelmäßige Routinebearbeitung (leicht kürzen, loses Horn entfernen, etwas berunden), definitiv nichts, was im Verdacht stehen sollte, seltsame Probleme zu verursachen.

Was könnte dies gewesen sein?

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

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Kathy71
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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von Kathy71 » Sa 23. Apr 2016, 20:28

Hast Du vielleicht unbeabsichtigt eine "Beugeprobe" gemacht???

radieschen
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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von radieschen » Sa 23. Apr 2016, 20:45

ich hab ein Paint, das macht das auch.
ich mach immer drei schritte:
1. huf hoch, auskratzen, strahl/eckstreben, ggf kürzen mit nipper.
2. Huf untern Bauch auf den Hufbock, WÄnde strecken
3. Huf wieder nach hinten raus, glatt feilen, evtl nochmal Eckstrebe nachbessern.

nach 1 und 3 mag sie nicht abstellen; nach 2 ist es kein Problme. muss sie loslaufen, ist das auch dreibeinig und wird zusehends besser, bis es eben wieder normal läuft. . Pferd ist zehn, eigentlich keine evidenten Probleme, nur eben bei längerem Hochgeben und auf Hufbock ablegen. Hab auch die Vermutung, dass man entweder irgendwas beugt, was ihnen dann Probleme macht - oder schlafen auch pferden "die Beine ein", wenn sie ne Weile in unüblicher Position verweilen müssen? da sich das Problem ja schnell wieder gibt, scheint es mir kein "echtes" lahmbeugen zu sein...

Da ich um das Prooblem weiß (hatte heute morgten das Tierchen), lass ich sie die Hinterhufe inzwischen in Entlastungshaltung am Boden ablegen und geh halt selbst entsprechend tief runter. dann gehts ohne Probleme.

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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von Feuerhuf » Sa 23. Apr 2016, 20:57

@greenorest
Dieses Problem habe ich häufiger, meistens jedoch bei älteren Pferden. Spat oder Gelenkprobleme sind nicht die Hauptursache. Es sind muskuläre Probleme im hinteren Rücken durch lange Fehlbelastungen verbunden mit Nervenkompression. Ich verwende bei diesen Pferden nach hinten und nach vorne einen Minishettybock und selbst diese geringe Höhe führt oft zu den von dir beschriebenen Verhalten.
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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von Kathy71 » Sa 23. Apr 2016, 21:00

Also, egal was, wenn das mein Pferd wäre, dann würde ich zum TA meines geringsten Misstrauens fahren und die Haxe mal von oben bis unter durchchecken lassen. Vom Hufe bearbeiten kommt das aber sicher nicht.....

...und da werde ich dann wieder schmerzlich dran erinnert, das der Klaus ja nicht mehr lebt....ein wahnsinniger Verlust. *heul*

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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von Nupur » Sa 23. Apr 2016, 21:56

Tina, Du bist einfach zu grob.

Aber mach Dir nichts draus, ich habe bestimmt ein Dutzend solcher Kandidaten. Normalerweise ist es Spat. Interessanterweise habe ich diesen Verdacht oftmals lange vor einer eigentlichen Diagnose geäußert, d.h. bevor es röntgenologisch darstellbar war.

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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von Laddie » So 24. Apr 2016, 10:40

Meiner Erfahrung nach (habe ja selber ein QH) haben (Western)Pferde mit stark bemuskelter HH häufiger Probleme, die Beine nach hinten rauszugeben. Je nach Aufzucht, Nutzung und Alter kommen entsprechende Beschwerden wie z.B. Spat dazu. Häufig sind allerdings auch muskuläre Probleme, ISG und manchmal auch Knie.
Viele Grüße, Ariane

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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von Pferdefreund » So 24. Apr 2016, 14:49

als Besizterin einer PSSM QH Stute kann ich zu muskulaeren Problemen sagen, dass ein Pferd, welches solche hat, definitiv stocklahm aussehen kann, und zwar innerhalb von Minuten. Das kann durchaus ein Schmiedtermin, oder auch was anderes sein, was das Tier stresst, was eine solche Lahmheit ausloesen kann. Allerdings, wuerde ich sagen, lassen sich Muskelprobleme nicht auf ein einziges Hinterbein lokalisieren. Das Pferd laeuft eher vollkommen unkoordiniert, stolpert, etc, Nase tief am Boden. Nach 30 Minuten oder auch schneller sieht man nichts mehr und Pferd laeuft wieder normal. Es ist natuerlich moeglich dass es anders ist wenn die Muskelprobleme nicht von PSSM ausgeloest werden. Dazu kann ich nichst sagen.

Hier ist mal ein Film von einem PSSM Pferd mit akuter Attacke. Es ist nicht meines, ich habe aber auch genau solche Episoden schon persoenlich erlebt, bei meiner Stute haben sie bisher <10 Minuten gedauert. Nur mal als Anschauungsmaterial fuer seltsame kurzfristige Lahmheiten.

https://youtu.be/NcGizkT-t1A

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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von Sabine » Mo 25. Apr 2016, 09:07

Tina, so, wie Du das beschreibst, kommen die Probleme möglicher Weise eher von höher gelegenen Regionen: das könnten z.B. sein Knie, ISG, Hüfte/Becken, Rücken. Hier sind muskuläre Probleme denkbar, durchaus jedoch auch andere wie z.B. Arthrose, Blockaden o.ä.

An die Spat-Theorie habe ich als erstes auch gedacht, aber die Ausführung, dass Du "dagegen halten" musstest, spricht doch eher dagegen?

VG

diala
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Re: Extreme Lahmheit nach Hufaufhalten

Beitrag von diala » Mo 25. Apr 2016, 12:41

das tönt tatsächlich nach einer Beugeprobe, v.a. wenn's nur einseitig war. Bei Arthrose mit Knochenzubildung wäre die entsprechende Spatstelle gegenüber dem anderen Bein verdickt; und wenn du das Bein hochnimmst und die Stelle beim beugen und strecken abtastest, fühlst du auch nicht, wie sich die kleinen Gelenke im Sprunggelenk bewegen. Beim lytischen Spat (mit Auflösung) hingegen könntest du allenfalls eine leichte Wärme spüren; da brauchst du aber ein feines Händchen dafür. Dass sich das Pferd nach einer Weile abzustützen versucht, ist bei Spat normal. Oft (aber nicht immer) sieht man auch das Abdrehen des Hufs nach aussen beim abfussen; das wäre ein weiterer Hinweis.

Auf jeden Fall würde ich dem Besitzer raten, die Sache abklären zu lassen; dass die Reaktion so deutlich ist, weist doch auf einen Zustand hin, der dem Pferd Beschwerden bereitet (auch wenn's der Reiter mangels Sensibilität nicht spürt/spüren will). Die Beugeprobe, wie du sie "gemacht" hast, gibt keinen Hinweis dafür, in welchem Gelenk das Problem hockt, da mow. alle Gelenke gebeugt wurden. Die könnte man noch etwas selektiver machen, und so das Gelenk finden (wobei man Knie und Sprunggelenk nicht "trennen" kann, nur Hüfte, oder Knie+SG, oder Zehengelenke)

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