Einblutung in der WL

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
kelte
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von kelte » Fr 27. Sep 2013, 15:49

Servus!

Ich denke, daß auf Naturböden der Tragrand, oder besser die waterline so weit einsinkt, daß Sohle, Strahl, Eckstreben und Trachten die Hauptlast tragen. Kann mir nur schwer vorstellen, daß es da so etwas wie asphaltartige (von der glatten Härte her) Oberflächen vorhanden sind, sodaß wirklich nur der Rand trägt.

Rein physikalisch gesehen wäre m.E. die Sohle alleine in der Possition, das Hufbein wirklich gut zu unterstützen. Die Laminae scheint mir nur zur Produktion des Hornröhrchenzwischenhorns zu dienen, damit die Hufwand stark genug ist, die inneren Strukturen zu schützen.
Wäre der Tragrand wirklich so notwendig, dann würde mir unlogisch erscheinen, warum der Huf immer alles daran setzt diesen loszuwerden. Auf abrassiven Böden durch wegschleifen bis eine Mustangrolle entsteht, auf weichen Böden durch wegbrechen.

Als Hauptschockabsorber sehe ich den Strahl und seinen Polster, denn der prallt ja VOR dem Tragrand/Laminae auf. In dem Moment, wo die Wand tragen würde ist ja schon die Stützphase, wo eigentlich kaum noch Schockwellen auftreten sollten.

Sind natürlich nur meine Überlegungen, aber sie erscheinen mir physikalisch gesehen logische.

Natürlich glaube auch ich, daß bei einem gesunden Huf die Waterline mittragen sollte, aber eben nur einen angemessenen Teil der Last, den ich offenbar geringer einschätze als du.
Ich kenne jedenfalls eine Menge Hufe, die wunderbar gesunden, wenn man sie eine Zeit lang "auf die Sohle stellt", aber keinen einzigen gesunden, der nur vom Tragrand/Waterline getragen wird. Das sagt mir persönlich, welche die tragfähigere Struktur ist.

Aber jedenfalls mal hier ein Danke für den interessanten Gedankenaustausch!

Grüße

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Pferdefreund
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Pferdefreund » Fr 27. Sep 2013, 16:38

Die Sohle traegt schon zu gewissen Mass mit, aber selbst auf Naturboeden ist nun man die innere Hufwand die Struktur die dem Boden natuerlicherweise am naechsten ist. Oder wie wuerdest Du sonst die Bilder der Mustanghufe interpretieren? Der Huf aendert seine Anatomie ja nicht, je nachdem auf welchem Boden er geht. Die innere Hufwand ist dem Boden am naechsten, oder nicht? Vielleicht kann man das ganz gut an dem Beispiel sehen, die Fussabdruecke meiner Pferde im Schnee. Der Boden unter dem Schnee ist gefroren, der Schnee oben drauf ist weich (ca 5 cm Schnee). Man sieht ganz deutlich, wie der Schnee am haertesten komprimiert ganz aussen am Rand ist, dort ist er zu Eis zusammen gedrueckt. Die Sohlenwoelbung hat den Schnee nur geformt, aber der Schnee ist vollkommen weich und "fluffy" in der Sohlenwoelbung. Wenn sich der Schnee allerdings aufstollt, und die Pferde dann auf hartem Boden laufen sollen, gefaellt ihnen das gar nicht, i.e. dann ist der Sohlendruck einfach zu gross.

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katiebell
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von katiebell » Fr 27. Sep 2013, 16:48

Der Schnee ist sehr weich, der Boden darunter hart wie Asphalt. So erklärt sich der Abdruck.
Auf anderen Böden verhält es sich wohl eher so, wie Kelte es sieht ("Ich denke, daß auf Naturböden der Tragrand, oder besser die waterline so weit einsinkt, daß Sohle, Strahl, Eckstreben und Trachten die Hauptlast tragen. Kann mir nur schwer vorstellen, daß es da so etwas wie asphaltartige (von der glatten Härte her) Oberflächen vorhanden sind, sodaß wirklich nur der Rand trägt.").

kelte
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von kelte » Fr 27. Sep 2013, 17:27

@ Pferdefreund

Gerade die Hufentwicklung, oder besser Anpassung sagt mir, daß die Sohle tragen soll.
Man sehe sich nur die Asphalthufe von der Huston City Police an. Die Hufe haben sich so angepasst, daß sich die Sohle so "aufgefüllt hat, daß sie mit dem Tragrand eine völlig plane Fläche bildet, also absolut keine Sohlenwölbung ersichtlich ist. Erkennbar nur daran, daß eine tiefe Strahlfurche um die Strahlspitze verläuft. Alles nur, um die Sohle tragen zu lassen.

Oder Weichbodenpferde, die eine deutliche Sohlenwölbung belassen können, weil der Tragrand in den weichen Boden einsinkt und somit immer noch genug Druck auf die Sohle kommt. Kommen solche Pferde dann auf härteren Boden, bricht der Tragrand sofort weg, damit auch da wieder die Sohle mitträgt. Gut zu beobachten, wenn Camarguepferde von ihrer Heimat auf unsere Böden kommen.

Und um auf dein Schneebeispiel zu kommen. Was glaubst du trägt mehr Pferdegewicht, der dünne Tragrand mit wenig aber von mit aus stärkerem Druck, oder die viel größere Sohle mit etwas weniger Druck pro cm2 aber vergleichsweise riesiger Auflagefläche?

Grüße

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von saskia » Fr 27. Sep 2013, 18:53

Wie ist das denn mit dünnsohligen Pferden : müssten die dann nicht tolle dicke Sohlen aufbauen wenn man den Tragrand runterputzt und sie auf die Sohle stellt? Meist scheint ja das Gegenteil der Fall zu sein, nämlich dass sie dann kaum noch laufen können und anstatt dicke Sohlen aufzubauen, werden die Sohlen (anscheinend?) immer dünner und das Pferd immer fühliger (oder zumindest bleibt es dauerhaft fühlig. Haben ja so einen Thread (ich glaub von Voegelchen) verfolgen können). Das würde ja wieder dafür sprechen, dass die Sohle der Haupt-Tragfunktion nicht gewachsen ist, die Durchblutung behindert wird und somit die Versorgung der hornproduzierenden Zellen, und somit kann sie kein belastbares Horn aufbauen, sondern immer wieder nur schwaches Horn, das sich schneller abreibt als es nachwächst (geschweige denn dass irgendwann mal eine dicke kräftige Sohle produziert wird).
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von katiebell » Fr 27. Sep 2013, 19:04

Wenn die Sohle stimuliert wird, sicher, aber wenn sie überfordert wird, gibt's stattdessen das Fühligkeitsproblem. Es muss doch erst Sohle aufgebaut werden, bis da richtig drauf gelaufen werden kann.
Je nachdem was für Vorschäden vorliegen und ob an Ursachen gearbeitet wird, kann es auch sein, dass sich keine dickere Sohle aufbauen kann. Auch die Dauer wird gern unterschätzt. Bei meinem Wallach hat es fast 10 Monate gedauert.
Alles nur meine $0.02. :)

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Pferdefreund » Fr 27. Sep 2013, 19:24

Kelte, hast du mal Bilder von den Houston Polizei Pferden?
Meiner Meinung nach fuellen sich die Sohlen aus, weil es auf Asphalt keinen Abrieb fuer die Sohle gibt. Und in Houston regnet es auch nie, so dass die Sohle leicht exfolieren koennte. Das bedeutet fuer mich allerdings immer noch nicht dass die Sohle das Pferdegewicht traegt. Denn selbst wenn sie den Huf so gut wie ausfuellt wird die waterline zumindest immer noch auf gleichem Niveau sein wie die Sohle, und da sie deutlich haerter ist als Sohlenhorn wird sie sich auch weniger stark abreiben wie die unmittelbar daneben liegende Sohle. D.h. dann dass die waterline immer noch die Hauptfunktion bei der Gewichtsaufnahme hat, angenommen ein Hufmechanik Modell von Gene Ovnicek, KC La Pierre und JJ (Expansion nur am Kronrand) und nicht das von Strasser (welches wir wohl alle ablehnen). Auf Asphalt, selbst wenn die Sohle nur einen halben mm unter der waterline liegt, wird sie dann kein Gewicht tragen, denn der Huf expandiert beim Gehen nicht. In den allermeisten Faellen ist es bei den Pferden im Sueden dann so dass wenn es mal regnet, die Sohlen in ganzen Platten rausfallen, und das Pferd dann vollkommen normal laeuft.

Selbst auf weichem Boden (ausser Boden der extrem aufstollt, so wie nasser Sand und Schnee), ist es die waterline, die zuerst den festen Teil des Bodens beruehrt. Man stelle sich eine matschige Weide vor. Das Pferd sinkt ein, es wuerde immer tiefer sinken wenn es nicht irgendwann auf festen Boden stossen wuerde. Es stoesst auf den festen Boden zuerst mit seiner waterline. Der Matsch in der Sohle ist da unwichtig, denn er hat selber keine Integritaet. Sand und Schnee ist ein anderes Kapitel. Da traegt die Sohle tatsaechlich mehr. Meine Pferde leben auf einer Sandduene. Ich empfinde es als keinen Vorteil, dass sie haeufig Sandstollen in den Hufen haben, wenn der Sand nass ist. Die besten Hufe haben sie im Sommer (trockener Sand und hart darunter) und Winter (hart gefroren). Die Stollen unter den Hufen behindern sie eher, fallen aber auf hartem Boden unmittelbar raus.

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Puschel » Fr 27. Sep 2013, 20:13

Kann man sich denn nicht einigen, dass es nicht nur entweder oder ist, sondern dass beide Hufbereiche ihre Aufgaben zum Last aufnehmen und tragen haben? Und was nützt das Wilfpferdvorbild, wenn ich es mit degenerierten Hauspferden in degenerierter Umgebung zu tun habe? Wichtig ist doch, dass die Pferde gut zurecht kommen. Die einen brauchen einen Tragranüberstand, die anderen kommen ohne prima klar, die einen brauchen einen mittragenden Strahl, die anderen autschen damit und so weiter. Man muss es individuell sehen, am Ende haben die Pferd nichts davon, wenn wir uns auf ein Modell festlegen und damit einen gewissen Prozentsatz der Pferd lahm legen würden.
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von kelte » Fr 27. Sep 2013, 20:33

Für mich ist sogar fraglich, ob das Material der Waterline wirklich härter ist, als komprimiertes Sohlenhorn. Mir scheint es zu mindest beim bearbeiten deutlich weicher als der pigmentierte Teil der Wand.
Ebenfalls fraglich ist für mich, was sich tatsächlich schneller abreibt, spröderes Röhrchenhorn, oder flexiebleres Sohlenhorn. Aber zu mindest wächst Sohlenhorn schneller nach, als Wandhorn.

Fotos habe ich leider keine finden können, ist schon etwas her, daß ich diesen Bericht gelesen habe.

Und noch einmal, ich bestreite nicht, daß die Waterline mittragen soll, aber Aufgrund der Tragflächengrößenunterschiede zwischen dem dünnen, umlaufenden Band der Waterline und dem flächigen, riesigem Bereich der Sohle denke ich, daß die Sohle im Endeffekt mehr Körpergewicht trägt.
Wenn ein Huf im Schlamm, oder sonst einem weichen Boden einsinkt, dann m.E. nicht bis die Waterline zu einem harten Grund vorgedrungen ist, sondern so weit, bis sich der Boden unter der gesamten Huffläche so weit komprimiert hat, daß der Gegendruck das Pferdegewicht ausgleicht. Und damit haben wir wieder eine mehr tragende Sohlenfläche. Wäre es so wie du es beschreibst, dann würden meine Pferde auf unseren aufgeweichten Waldböden etwa 2-3 Meter einsinken, denn da wäre erst der harte Schiefer.

Und wie auch schon geschrieben, wenn ein Neurobiologe in rund 15 jähriger Arbeit keinerlei Hinweise auf tragende Strukturen in der Laminae finden konnte, dann werde ich das wohl glauben müssen.

Das trockene Umwelt für die Hufe das Beste ist, sehe ich ganz genau so.

Grüße

Heike4
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Heike4 » Fr 27. Sep 2013, 21:15

Ich glaube hier gibt es ein Definitionsproblem oder vielleicht hab ich es nur?? :oops:

Anfänglich stand da Einblutung in der WL, WL nicht verbreitert und da bin ich davon ausgegangen, dass nicht die Waterline gemeint ist sondern anfänglich von der weißen Linie die Rede war......
Geht nicht, gibt es nicht.

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